Predigt beim Goldenen PriesterjubilŠum von Kanonikus Bartl Planitzer in St. Konrad, Abersee, 10. MŠrz 1991

 

Lieber Jubelpriester, liebe Angehšrige und Freunde des Jubilars, festliche Gemeinde!

 

Der Primiztag war in frŸheren Zeiten immer ein gro§er Freudentag, und zwar nicht blo§ fŸr den Primizianten und seine Angehšrigen, sondern auch fŸr die ganze Pfarrgemeinde aus der der Neupriester hervorgegangen war.

Heute ist diese Freude da und dort – trotz der Seltenheit der Primizen – nicht mehr sehr gro§ , weil fŸrs erste von gewisser Seite das sakramentale Weihepriestertum vielfach in Frage gestellt und auf jeden Fall nicht mehr so geschŠtzt wird wie frŸher, und zweitens weil gar manchmal bittere EnttŠuschung darŸber entstanden ist, dass sich so mancher Neupriester bei der Primiz in seiner Heimatpfarre ganz gro§ feiern und beschenken lie§ und dann – vielleicht schon nach ganz kurzer Zeit – seinen heiligen Beruf aufgab.

Wenn heute hier in der schšnen St. Konradskirche von Abersee der Seelsorger anlŠsslich seines Goldenen PriesterjubilŠums gefeiert wird, denken wir unwillkŸrlich an seine Priesterweihe und Primiz vor 50 Jahren zurŸck: …sterreich war damals auf der Landkarte ausgelšscht, die Menschen aber mussten damals mitten im 2. Weltkrieg bereits harte EinschrŠnkungen ertragen und viele Opfer bringen, darunter vor allem mussten dies die zum Kriegsdienst genštigten MŠnner, unter ihnen auch unsere Priesterkandidaten, die besonders unter der Ungewissheit ihrer nŠheren und ferneren Zukunft und unter dem kirchen- und klerusfeindlichen Regime litten, das damals unser Volk regierte.

In solcher Situation Ja zu sagen zum Priesterberuf, Ja zu sagen zu den Opfern, die der Priesterberuf abverlangt, da gehšrte damals viel Gottvertrauen und viel Mut dazu. So war es auch, als am 8 MŠrz 1941 Erzbischof Sigismund Waitz im noch unzerstšrten Salzburger Dom jene heute noch lebenden 4 Weihekandidaten aufrufen lie§ und befragte, ob sie bereit seien, die Priesterweihe zu empfangen und zu den dabei zu Ÿbernehmenden Verpflichtungen ãsemper et ubiqueÒ (immer und Ÿberall) treu zu stehen. Unter den 4 Weihekandidaten war unser heutiger Jubelpriester Bartl Planitzer: Er sprach damals sein ãAdsumÒ (ãIch bin bereitÒ) dankbar froh und gern und stand dann wirklich ãSemper et ubiqueÒ (immer und Ÿberall), an der Front in der Kriegsnot und dann in der Heimat in der schweren Nachkriegszeit in Treue zum heiligen Beruf und zu den ihm in der Seelsorge anvertrauten Menschen.

An der Front in Frankreich, in Griechenland und vor allem an der Eismeerfront musste der Neupriester auf vieles verzichten, was der Priesterberuf an Tršstlichem und Schšnem zu bieten hat, er durfte dafŸr umso mehr als SanitŠter den gšttlichen Samaritan nachahmen, der gesagt hat, er sei nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lšsepreis fŸr viele.

Nach glŸcklicher Heimkehr wirkte dann der Jubilar als Kooperator in Zell am See, in St. Gilgen und Bad Hofgastein und bewŠhrte sich trotz mancher Schwierigkeiten als guter Hirte.

Dann kamen die Jahre als Pfarrer: zuerst 8 Jahre in der Passionsspielgemeinde Thiersee in Tirol und dann 25 Jahre als Pfarrer von Hallwang. Immer stand Pfarrer Planitzer ganz treu zur Kirche und ihren Weisungen, treu zum Papst und zum bischšflichen Oberhirten, eifrig ging er seinen Seelsorgerpflichten nach, ãsemper et ubiqueÒ  (immer und Ÿberall). Ich kann dem lieben Jubilar heute – dazu ausdrŸcklich beauftragt vom HH Erzbischof – im Namen der Kirche von Herzen danken fŸr seinen Eifer und seine Treue, zumal wir in dieser Zeit bis hinein in die Reihen des Klerus bitter schmerzlich erleben, dass die Treue wie auch sonst, leider auch zum heiligen Beruf keine SelbstverstŠndlichkeit mehr ist.

Ich habe mich gefragt, was wohl dem Jubilar in den zurŸckliegenden 50 Priesterjahren die treue, gewissenhafte ErfŸllung der Berufspflichten erleichtert hat. Ich nehme wohl mit Recht an, dass es folgende Tatsachen waren:

1.    Der starke Glaube, den der Jubilar aus einer kernig frommen, katholischen, kinderreichen Bauernfamilie als kostbarstes Erbe mitbekommen hat. Bei ihm, dem jŸngsten von 18 Kindern, mag die gute, fromme, opferstarke Mutter aus ihrem Glauben heraus wohl ganz besonders auf solide, gute, religišse Erziehung geachtet haben, sodass dadurch in ihm der Priesterberuf grundgelegt wurde. Und als diese gute Mutter mit erst 56 Jahren am 8. MŠrz 1921 sterben musste – der kleine Bartl war damals erst acht Jahre alt – sorgte sie dann ganz sicher vom Himmel aus dafŸr, dass in ihrem JŸngsten der Glaube tief verankert blieb. So durfte dann Bartl genau am 20. Sterbetag der guten Mutter, am 8. MŠrz 1941, zum Priester geweiht werden.

Es sieht das fast wie eine nachtrŠgliche Belohnung der guten Priestermutter aus, die sicher in der Ewigkeit ihren JŸngsten immer in besonderer Weise der himmlischen Mutter, der guten Mutter der Priester, ans Herz gelegt haben wird.

Zur GlŠubigkeit der eigenen kinderreichen Familie kam damals auch noch die glŠubige christliche AtmosphŠre, die damals noch in der Heimatpfarre Tamsweg und im ganzen Lungau herrschte. Aus Tamsweg stammen ja heute noch 17 lebende Priester und noch mehr Ordensschwestern, zu denen auch eine leibliche Schwester des Jubilars, Sr. Rosa, die in der Heimat und in der Mission in Bolivien segensreich gewirkt und sicher durch ihre vielen Opfer und Gebete das priesterliche Wirken ihres Bruders befruchtet hat.

 

2.    Ein weiterer Grund, der in den zurŸckliegenden 50 Priesterjahren unserem Jubilar die treue, gewissenhafte ErfŸllung der priesterlichen Berufspflichten erleichtert hat, ist die Tatsache, dass er sich die HochschŠtzung des erwŠhlten heiligen Berufs ãsemper et ubiqueÒ (immer und Ÿberall) bewahrt hat. Er hat sich den Priesterberuf nicht miesmachen lassen durch Spott und Hohn mancher Kameraden und militŠrischer Vorgesetzter in der Kaserne und an der Front, er hat sich den Priesterberuf auch nicht miesmachen lassen durch heutige modernistische In-Frage-Stellung des sakramentalen Weihepriestertums und seiner segensreichen Notwendigkeit fŸr die Kirche Christi und fŸr das Heil der unsterblichen Seelen.

Neben dem allgemeinen Priestertum aller Getauften gibt es nach dem Willen des gottmenschlichen Stifters der Kirche das besondere Weihepriestertum derer, die – versehen mit der Wandlungsgewalt und SŸndenvergebungsgewalt – Stellvertreter Jesu Christi sein dŸrfen und die genannten heiligen Gewalten ãin persona ChristiÒ ausŸben, wenn sie reuigen SŸndern die Absolution erteilen und in der Eucharistiefeier der hl. Messe Brot und Wein im Auftrag Christi und mit seiner Vollmacht in den Opferleib und das kostbare Blut des Erlšsers verwandeln.

In der PrŠfation der Chrisammesse am GrŸndonnerstag hei§t es:

ãIn Wahrheit ist es wŸrdig und recht, Dir, Herr, Heiliger Vater, allmŠchtiger, ewiger Gott, immer und Ÿberall zu danken. Du hast Deinen eingeborenen Sohn gesalbt mit dem Hl. Geist und ihn bestellt zum Hohenpriester des neuen und ewigen Bundes. Du hast bestimmt, dass dieses eine Priestertum fortlebe in deiner Kirche. Denn Christus hat das ganze Volk Gottes ausgezeichnet mit der WŸrde seines eigenen kšniglichen Priestertums; aus dem Volk Gottes aber hat er in brŸderlicher Liebe Menschen erwŠhlt, die durch Handauflegung teilhaben an seinem priesterlichen Dienst. In seinem Namen feiern die geweihten Priester immer neu das Opfer, durch das Christus die Menschen erlšst hat;  sie bereiten dabei den Kindern Gottes das šsterliche Opfermahl. Die geweihten Priester dienen dem Volk Gottes in Werken der Liebe, sie nŠhren das Volk Gottes durch das Offenbarungswort und stŠrken es durch die heiligen Sakramente. Ihr Leben sollen die geweihten Priester einsetzen fŸr Dich, himmlischer Vater und fŸr das Heil der Menschen; sie sollen dabei dem Vorbild Christi folgen und ihm ihre Liebe und ihren Glauben in Treue bezeugen...Ò

So wollen wir nun – ganz im Sinn dieser PrŠfation dem dreifaltigen Gott fŸr die Einsetzung des Weihepriestertums von Herzen danken und zugleich unserem Jubelpriester betend und opfernd unseren Dank abstatten fŸr die unerschŸtterliche Treue, in der er 50 Jahre lang zu seinem Priesterberuf gestanden ist und treu und opferbereit seine priesterlichen Aufgaben erfŸllt hat. In den Dank legen wir noch den Wunsch und die Bitte an Gott hinein, er mšge dem Jubilar in halbwegs guter Gesundheit noch weitere gesegnete Priesterjahre schenken, denn es stimmt, was Mutter Teresa von Kalkutta einmal gesagt hat:

ãDie Kirche und die Familien und die Ordensleute, ja die ganze Welt, wir alle haben niemals so dringend gute, heiligmŠ§ige Priester nštig gehabt wie heute. Sie sollen uns durch ihr Leben die Heiligkeit Jesu verleben. Wir brauchen euch Priester, damit ihr uns beten lehrt, wie Jesus seine Apostel beten gelehrt hat.

Wir mŸssen von euch Priestern lernen, die Armen und SŸnder so zu lieben, wie Jesus seine jŸnger die Armen und SŸnder zu lieben gelehrt hat. Wir mŸssen von euch zšlibatŠren Priestern lernen, Enthaltsamkeit und Reinheit hochzuschŠtzen. Wir mŸssen von euch Priestern die Verbundenheit mit dem Hl. Vater in Gehorsam und Treue lernen. Mein Gebet und mein Opfer sind mit euch. Lasset uns fŸreinander beten. Gott segne euch!

Auch ich mšchte so meine bescheidene Jubelpredigt schlie§en: Lasset uns fŸreinander beten, das glŠubige Volk mit und fŸr die Priester, ein Jubelpriester fŸr den anderen: Gott segne dich, lieber Jubelpriester ãad multos annos!Ò Amen